Geschichte des Seminars

Das Heidelberger Musikwissenschaftliche Seminar blickt auf eine mehr als 100-jährige Geschichte von Forschung und Lehre zurück. Bereits im frühen 19. Jahrhundert wurden die Grundsteine für musikwissenschaftliche Forschung in Heidelberg gelegt.

Tabelle

1805
Anton Friedrich Justus Thibaut (1772–1840), Jurist und Musikliebhaber, wohnt für drei Jahre in der Augustinergasse 7 und gründet in Heidelberg den Singverein
1807
Universität Heidelberg bietet erste Lehrkurse zur Musik an (zunächst praktisch musikalische Lehrstunden)
1825
Alte Aula der Universität Heidelberg wird erstmals als Ort für Musik genutzt (zunächst für musikalische Übungen von Studierenden)
1859
Etatisierung eines Akademischen Musikdirektors am Praktisch-Theologischen Seminar der Universität Heidelberg: Karl Boch (1825–1894)
1860
Erste musikwissenschaftliche Vorlesungen finden an der Philosophischen Fakultät statt: Ludwig Nohl (1831–1885)
1885
Zweiter Akademischer Musikdirektor tritt neben Boch seinen Dienst am Praktisch-Theologischen Seminar der Universität Heidelberg an: Philipp Wolfrum (1854–1919); wird 1888 „Außerordentlicher Professor“; ist seit 1893 auch für die Musik der Universitätsgottesdienste zuständig
Gründung des Heidelberger „Bach-Vereins“ durch Wolfrum
Gründung des „Akademischen Gesangsvereins“ durch Wolfrum
1894
Etatisierung des ersten Universitätsmusikdirektors (UMD): Philipp Wolfrum
1896
Gründung des Heidelberger „Akademischen Richard-Wagner-Vereins“
1898
Etatisierung auf Zeit der ersten außerordentlichen „Professur für Musikwissenschaft, insbesondere der Theorie und Geschichte der Musik“ an der Philosophischen Fakultät: Philipp Wolfrum
1903
Verleihung der Ehrendoktorwürde an den Komponisten Richard Strauss
1906
Bewilligung eines ersten „Wissenschaftlichen Musikassistenten“: Fritz Stein (1879–1961)
1916
Philipp Wolfrum dirigiert am 16. Juli die Uraufführungen der letzten beiden Chorwerke von Max Reger: „Der Einsiedler“ op. 144a und „Requiem“ op. 144b in Heidelberg
1919
Studierende setzen sich erfolgreich für die personelle Trennung der Musikpraxis von der Musikwissenschaft (nach Wolfrums Tod) ein
1920
Amt des Akademischen Musikdirektors übernimmt Hermann Poppen (1885–1956)
Etatisierung der Ordentlichen Professur für Musikwissenschaft: Ruf ergeht an Hermann Abert (1871–1927), nach dessen Ablehnung an Theodor Kroyer (1873–1945)
Gründung des „Collegium Musicum“ durch Kroyer
1921
Gründung des Seminars für Musikwissenschaft in der Augustinergasse 7
Gründung der Seminarbibliothek und großzügige Mittelbereitstellung für Literaturanschaffungen mit der „Hedwig Marx-Kirsch-Stiftung“ (Pianistin: 1884–1920)
1925
Hans-Joachim Moser (1889–1967) tritt die Nachfolge des 1923 nach Leipzig berufenen Theodor Kroyer auf der Professur für Musikwissenschaft an
1928
Heinrich Besseler (1900–1969) tritt die Nachfolge des 1927 nach Leipzig berufenen Hans-Joachim Moser auf der Professur für Musikwissenschaft an
Erwerb eines Teils der Sammlung Thibaut durch die Versteigerung der Musikbibliothek von Werner Wolffheim durch Besseler
1936
Verleihung der Ehrendoktorwürde an den Komponisten Jean Sibelius
1948
Thrasyboulos G. Georgiades (1907–1977) tritt die Nachfolge des aufgrund seiner Verstrickungen in den Nationalsozialismus abgesetzten Heinrich Besseler auf der Professur für Musikwissenschaft an; 1955: Umwandlung der Professur in ein Ordinariat (Lehrstuhl für Musikwissenschaft)
1957
Walter Gerstenberg (1904–1988) wird Nachfolger Georgiades’ auf dem Lehrstuhl für Musikwissenschaft
1963
Reinhold Hammerstein (1915–2010) wird Nachfolger Gerstenbergs auf dem Lehrstuhl für Musikwissenschaft
1964
Einrichtung einer weiteren, zweiten Professur für Musikwissenschaft: Siegfried Hermelink (1914–1975)
1980
Wilhelm Seidel (1935–2020) wird Nachfolger Hermelinks auf der Professur für Musikwissenschaft
1981
Ludwig Finscher (1930–2020) wird Nachfolger Hammersteins auf dem Lehrstuhl für Musikwissenschaft
1982
Herbert Schneider (*1941) tritt die Nachfolge des 1982 nach Marburg berufenen Seidel auf der Professur für Musikwissenschaft an
1989
Beginn des Projektes der Heidelberger Akademie der Wissenschaften zu den Musikalien der „Cappella Sistina“ (Leitung Ludwig Finscher: 1989–2001)
1990
Beginn des 15-jährigen Projektes der Heidelberger Akademie der Wissenschaften zur „Geschichte der Mannheimer Hofkapelle im 18. Jahrhundert“ (Leitung Ludwig Finscher: 1990–2005)
1994
Ludwig Finscher wird in den „Orden Pour le mérite für Wissenschaften und Künste“ aufgenommen
1996
Silke Leopold (*1948) wird Nachfolgerin Finschers auf dem Lehrstuhl für Musikwissenschaft
1997
Dorothea Redepenning (*1954) wird Nachfolgerin Schneiders auf der Professur für Musikwissenschaft
1998
Gründung der Marionettenoper durch Joachim Steinheuer (bis 2021)
2006
Beginn des 15-jährigen Projektes der Heidelberger Akademie der Wissenschaften zur „Geschichte der südwestdeutschen Hofmusik im 18. Jahrhundert“ (Leitung Silke Leopold: 2006–2020)
Ludwig Finscher erhält den renommierten „Balzan Preis für Geschichte der abendländischen Musik seit 1600“
2015
Inga Mai Groote (*1974) wird Nachfolgerin Leopolds auf dem Lehrstuhl für Musikwissenschaft
2020
Christiane Wiesenfeldt (*1972) und Christoph Flamm (*1968) treten die Nachfolgen von Inga Mai Groote und Dorothea Redepenning an