Neuerscheinung bei Bärenreiter: „Musik und Heimat“ von Christiane Wiesenfeldt
Was hat Heimat mit Musik zu tun? Und Musik mit Heimat? Welche Chancen bietet es, über Heimatmusik jenseits der deutsch-patriotischen Aufladung des Begriffs im 19. Jahrhundert nachzudenken? Kann Musik historisch tief und global breit über sich wandelnde Heimatbilder Auskunft geben? Bei Bärenreiter ist soeben eine neue Monographie von Prof. Dr. Christiane Wiesenfeldt zu ebenjenen Fragen erschienen.
In Musik und Heimat diskutiert Christiane Wiesenfeldt, ob und in welcher Form mittels Musik seit dem frühen Mittelalter bis heute Heimat modelliert wird. Dazu durchwandert sie die Musikgeschichte auf der Suche nach Themen, Klängen und Praktiken, die Angebote von Zugehörigkeit formulieren. So wurden schon immer räumliche oder familiäre Verbundenheiten, aber auch Phantasie- oder Sehnsuchtsorte, mythologische oder geistliche Heimaten besungen. Ebenso können Lieder, die Verluste, Krisen oder Einsamkeit thematisieren, in Exil-, Migrations- und Vertreibungssituationen heimatliche Relevanz erlangen. Auch die Instrumentalmusik hat Teil an der klanglichen Modellierung von Heimat, indem sie mit Fremdheit, Nationalthemen oder Naturstimmungen immer wieder neu umgeht.

Heimatvalenz kann so als vielseitiges analytisches Instrument sichtbar werden, einen ganz wesentlichen Aspekt von Musik und ihrer Geschichte besser zu verstehen: ihre unmittelbare Nähe zu menschlichen Bedürfnissen nach Verbundenheit.